Über seinen Geburtstag:
Wenn man als Radsportler am 9. Januar Geburtstag hat, ist die Wahrscheinlichkeit wohl hoch, den Tag auf dem Rad zu verbringen. Kurz vor dem Saisonstart wollen die Profis keinen Tag versäumen, um sich fit für die ersten Rennen zu machen, die Ende Januar und Anfang Februar stattfinden. Bei Geniets, der also am Donnerstag seinen 28. Geburtstag feierte, war es aber anders: „Dieses Jahr bin ich zum ersten Mal seit langer Zeit an meinem Geburtstag zu Hause, sonst war ich immer im Trainingslager“, sagt er. Weil er am Freitag nach Teneriffa ins Höhentrainingslager fährt, geht er seinen Geburtstag etwas ruhiger an. „Ich weiß noch nicht, ob ich heute noch aufs Rad steige, draußen ist echt schlechtes Wetter“, sagt er schmunzelnd.
Über die letzte Saison:
Es war ein Auf und Ab, das Geniets in der vergangenen Saison erlebte. Erst startete er mit dem Sieg beim GP de Marseille (1.1) perfekt in die Saison, dann brach er sich auf der letzten Etappe von Paris-Nice (2. UWT) nach einem Sturz das Handgelenk. Es folgte eine zweimonatige Rennpause, doch für die Tour de France kam Geniets gestärkt und mit dem Landesmeistertrikot zurück. Bei der Frankreich-Rundfahrt zeigte er sich offensiv und beendete die Rundfahrt als 58. Wenige Wochen später musste er die Vuelta aufgeben, weil sein Körper die extreme Hitze nicht vertrug. Nach dem WM-Rennen im September in der Schweiz, das er aufgab, sagte er im Gespräch mit dem Tageblatt: „Ich wäre froh, mal Ferien machen zu können. Körperlich ist es momentan schwierig. Wegen der Hitze hatte ich große Magenprobleme bei der Vuelta. Bis heute hat sich mein Körper davon nicht erholt, das spüre ich noch im Rennen. Ich baue schneller Laktat auf und erhole mich langsamer. Ich brauche einfach jetzt eine Pause. Mein Körper sagt Stopp, dann ist das so.“ Rückblickend ist Geniets dennoch mit der Saison „zufrieden. Es war ein gutes Jahr. Die Verletzung am Handgelenk hat mich aus der Bahn geworfen, die Vuelta war für mich zu heiß. Dass ich am Ende der Saison so müde war, lag daran, dass ich in der spanischen Hitze wirklich gelitten habe und dann die Motivation etwas gefehlt hat. Wenn du ein Rennen gut fertig fährst, bist du weniger müde, als wenn du in schlechter Verfassung aufgeben musst. Das macht einen großen Unterschied.“
Über sein Rennprogramm:
Geniets startet dieses Jahr genau wie das vergangene. Beim GP de Marseille (2. Februar) geht er immerhin als Titelverteidiger an den Start. Danach folgen für ihn die Etoile de Bessèges – Tour du Gard (5.-9. Februar/2.1), die Tour des Alpes-Maritimes (22.-23. Februar/2.1) und Paris-Nice (9.-16. März/2.UWT). Nach Mailand-Sanremo (22. März/1.UWT) legt er dann eine bewusste Pause ein und wird noch mal ins Höhentrainingslager fahren. Die Flandern-Klassiker lässt er aus, für Geniets stehen lediglich die drei Ardennenklassiker (Amstel Gold Race am 20. April, Flèche Wallonne am 23. April und Liège-Bastogne-Liège am 27. April) an. Danach geht es zum Giro d’Italia (9. Mai-1. Juni), den er zum ersten Mal in Angriff nimmt. Weiter hat er mit seinem Team die Saison noch nicht geplant. Für die Tour de France (5.-27. Juli/2.UWT) steht er im erweiterten Aufgebot.
Über seine Mission beim Giro d’Italia:
Weil David Gaudu die Italien-Rundfahrt bestreiten wird, begleitet Geniets den Franzosen bei dieser Mission. „Er möchte dort die Gesamtwertung anpeilen“, sagt der luxemburgische Landesmeister. „Das ist ein gutes Projekt, das ich unterstützen werde. Ich werde aber auch die Gelegenheit bekommen, für mich zu fahren – ähnlich wie letztes Jahr bei der Tour. Aber als Ausreißer ist es doch extrem schwer, ein gutes Resultat zu machen. Die Gruppen fahren fast nie bis ins Ziel.“ Genau wie für Geniets wird es auch für Kapitän Gaudu der erste Giro sein. Der Bretone enttäuschte 2024 als 65. bei der Tour, zeigte dann bei der Vuelta als 6. aber wieder, dass er bei Grand Tours vorne mitfahren kann. Der Giro 2025 startet mit drei Etappen in Albanien, der restliche Parcours ist noch nicht veröffentlicht.
… und über den Saisonstart:
Seit Geniets als Profi bei Groupama-FDJ fährt, zeigt er, dass er zu Saisonbeginn sehr stark ist. In seinem ersten Profijahr 2019 debütierte er mit Platz 16 bei Paris-Troyes (1.1). 2020 wurde er zum Auftakt 17. beim GP de Marseille, danach Vierter der Gesamtwertung der Etoile de Bessèges (2.1). 2021 begann er mit einem starken 9. Platz beim prestigeträchtigen Omloop Het Nieuwsblad (1.UWT) und ein Jahr später wurde er bei der Tour des Alpes Maritimes et du Var (2.1) Gesamt-Zehnter. 2023 erreichte er bei seinem ersten Rennen, der 1. Etappe der Tour des Alpes Maritimes et du Var (2.1), Rang 3 und beendete die Rundfahrt auf dem 4. Platz. 2024 gewann er dann bekanntlich sein erstes Saisonrennen, den GP de Marseille. „Ich hatte letztes Jahr im Trainingslager schon gemerkt, dass ich stark war. Das hat mir Selbstvertrauen gegeben. Dass es aber so schnell so gut laufen würde, hätte ich nicht gedacht. Ich will in diesem Jahr am Anfang der Saison wieder ganz vorne mitfahren“, sagt Geniets. „Deswegen fahre ich auch noch mal ins Höhentrainingslager, um mich auf diese Rennen optimal vorbereiten zu können. Ich möchte wieder ein Rennen gewinnen, dafür muss aber alles perfekt laufen.“
Kevin Geniets’ Programm für die erste Saisonhälfte:
2. Februar: GP de Marseille (1.1)
5.-9. Februar: Etoile de Bessèges – Tour du Gard (2.1)
22.-23. Februar: Tour des Alpes-Maritimes (2.1)
9.-16. März: Paris-Nice (2.UWT)
22. März: Mailand-Sanremo (1. UWT)
20. April: Amstel Gold Race (1. UWT)
23. April: Flèche Wallonne (1. UWT)
27. April: Liège-Bastogne-Liège (1. UWT)
9. Mai – 1. Juni: Giro d’Italia (2. UWT)