Der Auftakt der Rückrunde ist dem F91 Düdelingen geglückt. Unter der Führung des neuen Trainers Mika Pinto wurden beim 3:0-Sieg in Rosport die Weichen gestellt, um noch einmal in Richtung Platz eins blicken zu können. „Es ist unsere letzte Chance, um noch einmal um den Titel mitspielen zu können. Gewinnen wir, dann beträgt der Rückstand nur noch vier Punkte und wir hätten eine realistische Chance, Differdingen einzuholen. Bei einer Niederlage ist der Rückstand zu groß, um sich noch irgendwelche Hoffnungen machen zu können“, sagt F91-Präsident Gerry Schintgen.
Die Teilnahme an der Champions League wäre für die Düdelinger ein sehr willkommenes Geschenk. Seit einiger Zeit plagen den F91 ein paar Löcher in den Kassen, die nach und nach wieder gestopft wurden und werden. „Wir haben unsere Finanzen im Griff und versuchen, so gut es geht, über die Runden zu kommen. Wie bei jedem anderen Klub in der BGL Ligue sind die Europapokalgelder sehr wichtig für uns“, sagt Schintgen. Eine kleine Hilfe, um das Budget zu entlasten, war die Entlassung von Ex-Trainer Marco Martino. Er wurde durch seinen Assistenten Mika Pinto ersetzt und es wurde kein neuer Co-Trainer verpflichtet. „Finanzielle Gründe waren aber nicht die Ursache für diesen Wechsel. Wir sind von der Arbeit von Mika Pinto überzeugt“, sagt Schintgen.
Es ist noch nicht lange her, da war der F91 der unumstrittene Krösus der Liga. Bis 2019 steckte Mäzen Flavio Becca jedes Jahr Millionen in den Verein, bevor er nach Hesperingen übersiedelte. Die aktuellen Probleme um nicht gezahlte Gehälter beim Ligakonkurrenten will Schintgen nicht mit der Situation damals in Düdelingen vergleichen. „Ohne ihn hätten wir nicht zweimal an der Gruppenphase der Europa League teilgenommen. Bei uns hat er alle Verpflichtungen eingehalten. Manchmal wurde etwas später gezahlt. Und irgendwann musste er auch keine Löcher mehr stopfen, da wir sehr hohe Erlöse durch den Einzug in die Gruppenphase erzielt haben und Reserven hatten“, blickt Schintgen zurück. Etwas mehr als sechs Millionen Euro hatte der F91 in den Jahren 2018 und 2019 durch die Erfolge in der Europa League eingenommen.
Doch mittlerweile sind andere Zeiten angebrochen und damit hat sich jeder in Düdelingen abgefunden. Besondere Freude kam bei Präsident Schintgen am vergangenen Wochenende auf. Mit Ivan Englaro (20 Jahre alt) war einer der vielen jungen Spieler mit zwei Toren am Sieg gegen Rosport beteiligt. Neben dem Mittelfeldspieler ist auch der gleichaltrige Verteidiger Miguel Gonçalves Teil der Stammelf. Mit João Margato, Diogo Monteiro, Valentino Tallarico und neuerdings auch wieder Enzo Lima gibt es vier weitere Nachwuchsspieler, die regelmäßig zum Einsatz kommen. Das vor fast 15 Jahren gegründete „Centre de formation“ scheint endlich seine Früchte zu tragen. Dies zeigte auch kürzlich der Wechsel von F91-Toptalent Gil Neves (16 Jahre alt) zu Benfica Lissabon.
Diese neue Welle an Talenten kommt auch den Finanzen zugute. Das Ziel des F91 ist es, in Zukunft immer mehr auf teure Spieler aus dem Ausland zu verzichten. „Es ist ein langer Prozess, aber wir befinden uns auf dem richtigen Weg. Aktuell trainieren zehn Nachwuchsspieler permanent mit der ersten Mannschaft und mit Miguel (Gonçalves) und Ivan (Englaro) sind zwei von ihnen Stammspieler. Die Nachwuchsakademie kostet uns 150.000 Euro im Jahr. Wenn wir nicht in der Lage sind, Spieler in die erste Mannschaft zu integrieren, dann können wir auch gleich das Projekt stoppen“, sagt Schintgen.
Gegen Déifferdeng 03 will der F91 den nächsten Schritt machen. Wenn am Ende eine Niederlage herausspringt, geht die Welt in Düdelingen jedoch nicht unter. „Unser Ziel ist ganz klar definiert. Wir wollen uns über die Meisterschaft oder den Pokal für den Europapokal qualifizieren“, so Schintgen.