Der Super-Taifun «Yagi» hat in Vietnam eine Spur der Zerstörung hinterlassen. Die Zahl der Toten steigt, während der hohe Wasserstand des Roten Flusses weitere Zerstörung befürchten lässt. Jetzt gibt es auch Fluten in Thailand.
(dpa/Reuters) In Vietnam steigt nach dem verheerenden Taifun «Yagi» die Zahl der Toten und Vermissten. Dem jüngsten Bericht des Katastrophenschutzes zufolge wurden bis zum Mittwochmorgen (Ortszeit) 143 Todesopfer gemeldet, 58 Personen wurden noch in den Fluten vermisst.
Der heftigste Tropensturm seit Jahrzehnten hatte am Wochenende 15 Stunden lang vor allem im Norden des südostasiatischen Landes gewütet. Zuvor fegte er über Teile der Philippinen und Chinas. Die chinesische Wetterbehörde stufte den Sturm als den stärksten Herbsttaifun ein, der seit 1949 auf das chinesische Festland getroffen sei. In der Volksrepublik kamen mindestens vier Personen ums Leben, Dutzende wurden verletzt.
Mittlerweile sind die Auswirkungen des Taifuns auch in Thailand spürbar: Speziell in den bei Touristen beliebten Provinzen Chiang Mai und Chiang Rai an der Grenze zu Myanmar wurden schwere Überschwemmungen gemeldet. Mindestens vier Personen seien bereits in den Fluten ums Leben gekommen, teilte der Katastrophenschutz mit.
Am schlimmsten betroffen war die Grenzstadt Mae Sai, der nördlichste Punkt Thailands direkt an der Grenze zu Myanmar. Viele Menschen harrten auf den Dächern ihrer Häuser aus, wo sie auf Hilfe warteten, berichtete die Zeitung «Khaosod».
Starke Strömung führt zu Brückeneinsturz
In Vietnam starben die meisten Opfer bei Sturzfluten und Erdrutschen. Mehr als 800 Menschen wurden zudem verletzt. Nachdem am Montag eine vielbefahrene Brücke nördlich der Hauptstadt Hanoi eingestürzt war und mehrere Autos, Lastwagen und Motorräder in den Roten Fluss gerissen hatte, wurden dort noch immer acht Personen vermisst.
Der Strom habe mittlerweile den höchsten Wasserstand der letzten 16 Jahre erreicht, berichtete die Zeitung «VnExpress». Einwohner von angrenzenden Wohngebieten in Hanoi mussten sich seit der Nacht vor den Wassermassen in Sicherheit bringen. Laut den Behörden wurde erwartet, dass der Flusspegel weiter steigen wird – und die Sorge wächst. Im November 2008 waren nach heftigen Regenfällen weite Teile von Hanoi überflutet worden.
Überlebender berichtet von Todesangst
Auf einem in sozialen Netzwerken verbreiteten Video ist der Moment zu sehen, in dem die Brücke einstürzt und ein Lastwagen in die Tiefe fällt. Ein Motorradfahrer und der filmende Autofahrer dahinter konnten gerade noch bremsen. Vize-Umweltminister Nguyen Hoang Hiep erklärte, die Auswirkungen des Tropensturms «Yagi» seien schrecklich und besonders für die nördlichen Bergprovinzen verheerend.
The video clip captures the moments leading up to the collapse of the #Phong_Chau Bridge in #Phu_Tho, #Vietnam. It shows the bridge bustling with activity, with a truck crossing. Suddenly, the structure begins to tremble, and alarmed onlookers react as the ground shakes beneath… pic.twitter.com/dPkgEzTX3u
— Hoang Pham (James) (@Jamesphamvse) September 9, 2024
Unter den Geretteten ist der 50-jährige Phan Truong Son, der auf der Brücke unterwegs war, als er plötzlich ein lautes Geräusch hörte. Bevor er habe reagieren können, sei er mit seinem Motorrad ins Wasser gestürzt, erzählte er vietnamesischen Medien: «Es fühlte sich an, als würde ich auf den Grund des Flusses fallen.»
Reisfelder überschwemmt, Bäume entwurzelt
Um wieder an die Oberfläche zu kommen, habe er seine ganze Kraft zusammennehmen müssen. Er habe kaum atmen können und Todesangst gehabt. Dann aber sei es ihm gelungen, sich an einer Bananenstaude festzuklammern, bis er von Menschen auf einem Boot gerettet worden sei. Son wurde nur leicht verletzt, steht aber unter Schock.
Laut vietnamesischen Behörden sowie dem Katastrophenschutz wurden während des Unwetters rund 120 000 Hektaren Reisfelder seien überschwemmt. Mehr als 100 000 Bäume, darunter allein 25 000 in der Hauptstadt Hanoi, seien entwurzelt worden. Viele Bürgerinnen und Bürger waren laut Behörden zeitweise ohne Strom. 25 Schiffe gingen im aufgewühlten Meer unter.
Laut Katastrophenschutz hat der Tropensturm mehr als 100 000 Häuser beschädigt, viele davon stehen völlig unter Wasser. Ausserdem starben laut den Angaben etwa 800 000 Nutztiere, darunter vor allem Geflügel und Vieh.
Auch am Mittwoch regnete es in Teilen des Landes heftig. Meteorologen sagten auch für die kommenden Tage starke Niederschläge voraus.