„De 14. Mäerz rabbelt et am Gemengerot do kritt dat Kallef vun De Ron a säin Alkolit Godefroit den Dix geriecht.“ (sic) Unter anderem diese Worte schrieb Marc Lies (CSV) per Mail an seine Parteikollegen in Hesperingen. In dieser E-Mail, die dem Tageblatt vorliegt, reagiert der Bürgermeister auf einen Artikel, der am 21. Februar auf der Internetseite von Radio 100,7 veröffentlicht wurde. Das Innenministerium habe dem Radiosender schriftlich bestätigt, dass das Schöffenkollegium Hesperingens in der disziplinarischen Prozedur gegen einen Ex-Gemeindebeamten gesetzlich richtig gehandelt habe. Einige Gemeinderäte der Opposition – darunter Stephen De Ron („déi gréng“) – äußern jedoch Bedenken bezüglich der Transparenz des Verfahrens. „Was der Minister in seinem Brief schreibt, ist richtig. Aber wir betrachten dies als eine Interpretation ‚à minima‘. Da kann man auch eine andere Interpretation haben“, wird De Ron auf Radio 100,7 zitiert. Zudem bedauere er, dass in der vergangenen Gemeinderatssitzung am 17. Januar keine „action en justice“ auf der Tagesordnung stand.
Das wollte Lies nicht auf sich sitzen lassen. „Den Här De Ron labert a faselt eppes wat op keng Kouhaut méi geet“, beschwerte er sich in seiner E-Mail. Den Ex-Piraten Mathis Godefroid, der bis Ende Februar parteilos war, kritisierte er ebenfalls: „wat ass deen, keng Ahnung oder gëtt et eng Partei déi sech profilneuros nennt??!“ Außerdem schrieb Lies, dass die Opposition in der vergangenen Gemeinderatssitzung vom 17. Januar gegen die Dringlichkeit der Angelegenheit gestimmt oder sich enthalten habe, um wenige Tage später ihre Meinung zu ändern. De Ron und seine Kollegen würden „krampfhaft“ versuchen, Skandale zu inszenieren. „Sie halen sech weder un d’Gemengegesetz nach un dat internt Reglement vun der Gemeng wat de ‚huis clos‘ ugeet“, so Lies. Die Gemeinde habe ihre Pflichten dagegen erfüllt. „Dir kennt dëst alles roueg virureechen well et entsprëcht der Wourecht.!“, heißt es am Schluss.
Sachlich und „à tête reposée“
Auch auf Nachfrage des Tageblatt hat Lies wenig positive Worte für De Ron übrig. „Herr De Ron müsste mal Kurse besuchen, die das Innenministerium und der Syvicol anbieten, um zu verstehen, wie eine Gemeinde funktioniert“, sagt er. „Wenn er nicht nur die Entscheidungen der Gemeinde, sondern auch die des Innenministeriums infrage stellt, dann würde er das auch bei jeder anderen Instanz tun.“ Lies wirft dem Oppositionspolitiker vor, der Presse Informationen aus dem nicht-öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung mitgeteilt zu haben. Zudem würden De Ron und einige seiner Kollegen Fakten verdrehen. „Die Mehrheit und die Opposition sind nicht immer einer Meinung, aber man sollte korrekt, fair und respektvoll miteinander umgehen“, sagt er.
Lies beteuert mehrmals, seine Argumente in der kommenden Gemeinderatssitzung sachlich und „à tête reposée“, aber entschieden vorlegen zu wollen. Auf die E-Mail angesprochen, wird er dagegen zögerlicher. „Ich habe den Mitgliedern des Komitees mitgeteilt, was vorgefallen ist. Was genau ich geschrieben habe, kann ich Ihnen nicht mehr sagen“, sagt er. Und: „Wenn ich vielleicht tatsächlich mal meine Wut über etwas ausdrücke, das meiner Meinung nach nicht richtig ist, dann artikuliere ich mich meinen Kollegen gegenüber so, damit sie verstehen, dass Dinge passiert sind, die nicht korrekt sind.“ In seiner Wut habe er manche Leute „mit verschiedenen ganz lieben Tierchen“ verwechselt. Obwohl er am Schluss seiner E-Mail schrieb, dass „dëst alles“ weitergeleitet werden könne, finde er es „remarkabel“, dass die E-Mail ihren Weg in die Presse fand.
Erst im Januar kündigte Lies an, seine politischen Mandate als Bürgermeister und Abgeordneter während zwei Monaten ruhen lassen zu wollen. Der Grund sei „extremer Stress“, teilte er RTL damals mit. Damit ist seit Beginn dieser Woche wieder Schluss. „Ich war im Ganzen 29 Tage nicht da. In diesem Zeitraum bin ich wegen verschiedenen Herren absolut nicht zur Ruhe gekommen“, sagt Lies gegenüber dem Tageblatt.