Der Schweizer Lukas Britschgi holt sich an den Europameisterschaften im Eiskunstlauf überraschend die Goldmedaille. Zuletzt gelang das einem Schweizer vor über 75 Jahren.
Lukas Britschgi gewinnt an der Eiskunstlauf-EM in Tallinn sensationell die Goldmedaille. Dies, obwohl der 26-jährige Schaffhauser nach dem Kurzprogramm lediglich den 8. Rang belegt hat.
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Britschgi, der von sich selber sagt, das er kein Talent ist, lief eine nahezu fehlerfreie Kür. Zu Beginn seines Programms zeigte er zwei saubere Vierfach-Toeloops, den ersten kombinierte er mit einem Zweifach-Toeloop. Auch die zwei Dreifach-Axel waren einwandfrei. Einzig beim letzten Sprung, dem Dreifach-Flip, zeigte er eine kleine Unsicherheit. Als Lohn erhielt er 184,19 Punkte, womit er die eigene Kür-Bestleistung, aufgestellt beim 6. Rang an der letztjährigen WM, um 3,51 Punkte verbesserte. Damit war er im zweiten Wettkampfteil klar der Beste.
Dank der fantastischen Leistung überholte Britschgi sämtliche sieben nach dem Kurzprogramm vor ihm liegenden Läufer und sicherte sich seine zweite EM-Medaille nach Bronze 2023. Vor einem Jahr fiel er in der Kür vom 2. auf den 5. Platz zurück.
Mit dem Total von 267,09 Punkten distanzierte Britschgi den zweitplatzierten Italiener Nikolaj Memola, der zum ersten Mal auf dem EM-Podest stand, um 4,48 Punkte. Der nicht in Bestform angetretene Franzose Adam Siao Him Fa (257,99), nach dem Kurzprogramm Erster, fiel in den 3. Rang zurück und verpasste es, zum dritten Mal in Folge Europameister zu werden.
Der letzte Schweizer EM-Titel liegt über 75 Jahre zurück
Vor Britschgi gewann erst ein Schweizer den EM-Titel. Dies war Hans Gerschwiler im Jahr 1947. Selbst der zweifache Weltmeister Stéphane Lambiel schaffte es nicht, das oberste EM-Podest zu besteigen. Er gewann dreimal die Silbermedaille.
Die Leistung von Britschgi ist umso höher einzustufen, als er schon lange mit Knieproblemen kämpft – die Patellasehne ist seit mehr als einem Jahr gereizt. Momentan halten sich die Schmerzen in Grenzen, weshalb Britschgi im Januar erstmals seit einem Jahr wieder voll trainieren konnte. Zuvor hatte er etwa 60 Prozent des normalen Umfangs absolvieren können.
Trotz der nicht optimalen Vorbereitung ging Britschgi mit einem guten Gefühl in die EM. Er sagte aber auch: «Ich erwarte keine Medaille.» Die Voraussetzungen nahmen mental etwas Druck vom ihm, und nach dem 8. Rang nach dem Kurzprogramm hatte er erst recht nichts mehr zu verlieren. «Die einzige Möglichkeit war, anzugreifen und jeden Sprung sauber zu machen», so Britschgi, der in Oberstdorf unter Erfolgscoach Michael Huth trainiert. «Ich bin stolz auf mich, das Team und alle, die mich unterstützt haben.»