Aktive aus Russland und Belarus bleiben auch im Schach ausgesperrt, das ergab die umstrittene Abstimmung beim Fide-Kongress. Magnus Carlsen wurde ausgezeichnet und fand ungewöhnliche offene Worte.
Mit Spannung war nicht nur in der Schachwelt auf diese Abstimmung geschaut worden: Beim Fide-Kongress in Budapest ging es um einen kirgisischen Antrag, Aktive aus Russland und Belarus wieder zu Wettkämpfen zuzulassen. Gerade einmal 21 Fide-Mitglieder, neben Russland und Belarus einige ehemalige Sowjetrepubliken sowie afrikanische Länder, stimmten für die Aufhebung der Sanktionen, 66 dagegen. Eine Mehrheit sprach sich zudem dafür aus, Gespräche mit dem IOC über die zukünftige Handhabung zu halten.
Als „vernichtende Niederlage“ für Russland bezeichnete Malcolm Pein, Chef des englischen Schachverbandes, der gemeinsam mit Deutschland den europäischen Widerstand gegen den Antrag angeführt hatte, das Ergebnis. „Ohne Zweifel sorgten sich die meisten Delegierten um die Beziehung zum IOC.“ Seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sind Sportler aus diesen Ländern gemäß IOC-Empfehlung von diesen ausgeschlossen, dürfen nur unter neutraler Flagge und ohne nationale Symbole antreten. Dabei bleibt es nun also auch am Schachbrett.
Eigentlich wollte die Fide beim Kongress im Rahmen der Olympiade schöne Bilder liefern, erntete nun aber vor allem kritische Schlagzeilen. Auch die Wahl von Magnus Carlsen zum Spieler der 100-jährigen Geschichte des Schach-Weltverbandes blieb nicht unumstritten – sogar beim Norweger selbst. „Es ist ein seltsames Gefühl, diese Auszeichnung zu erhalten, während ich noch aktiv spiele“, sagte Carlsen, der 2023 freiwillig auf die Verteidigung der WM-Krone verzichtet hat. „Ich freue mich natürlich über diese Auszeichnung, aber meiner persönlichen Meinung nach hat Garri Kasparow eine bessere Schachkarriere hingelegt als ich. Ich verstehe, warum ich diese Auszeichnung erhalten habe, aber er hat sie mehr verdient.“
Kasparow war zwischen 1985 und 2000 Schachweltmeister. Inzwischen tritt der heute 61-jährige vornehmlich als Kritiker von Russlands Präsidenten Wladimir Putin auf. „Er hätte diese Gelegenheit ergriffen, um davon abzuraten, die russischen und belarussischen Schachverbände wieder aufzunehmen. Und das ist das, was ich auch tue“, bezog Carlsen ungewöhnlich offen politische Position. (red)