Das „Centre d’appui social et associatif“ geriet Anfang des Jahres in die Schlagzeilen, weil Angestellten in temporären Beschäftigungsverhältnissen kurzfristig gekündigt wurde und sie ohne Arbeitslosengeld auskommen mussten. Zudem gab es Unregelmäßigkeiten bei der Verwaltung von Arbeitsstunden und Urlaubstagen. In Gesprächen mit dem Tageblatt warfen ehemalige Beschäftigte dem gemeinnützigen Verein – der Zugezogene bei ihrer Integration unterstützen soll – außerdem vor, verschiedene Kurse nur zum Schein anzubieten, um finanzielle Zuschüsse zu kassieren. Diese Vorwürfe wies der Präsident des Vereins zurück.
Diejenigen, die da etwas überprüfen müssen, müssen das tun. Aber mit uns hat das wirklich nichts zu tun.
Lydie Polfer, Bürgermeisterin
Unter anderem, weil die Vereinigung ihren Sitz in einem Gebäude der Stadt Luxemburg in der Montée de Clausen hat, wollten „déi gréng“ in der Sitzung des hauptstädtischen Gemeinderats am Montag von der Bürgermeisterin wissen, wie der blau-schwarze Schöffenrat zu den rezenten Entwicklungen steht. Dieser scheint vorerst keinen Handlungsbedarf zu sehen, wie die Aussagen von Lydie Polfer (DP) zeigen. Zu den Unregelmäßigkeiten bei den Verträgen sagte die Bürgermeisterin: „Diejenigen, die da etwas überprüfen müssen, müssen das tun. Aber mit uns hat das wirklich nichts zu tun.“
Gemeinde nicht zuständig
Sie unterstrich, dass die Verträge der Angestellten nicht in den Kompetenzbereich der Stadt fallen. Diese hat mit der Vereinigung aber eine Konvention unterzeichnet, die laut Lydie Polfer zuletzt 2022 erneuert wurde. Darin wurde festgelegt, dass CASA die Räumlichkeiten der Gemeinde im Haus Nummer 15 in der Montée de Clausen weiter für einen symbolischen Euro nutzen darf – sofern die dem Zentrum anvertraute Mission erfüllt wird. „In den 80er-Jahren wurde oben eine Wohnung eingerichtet und an den Präsidenten der Vereinigung vermietet“, erklärte die Bürgermeisterin weiter und wies darauf hin, dass das eine Dienstwohnung war.
José Trindade gründete 1980 die gemeinnützige Vereinigung „Centre d’appui social et associatif“ (CASA), die Zugezogene bei ihrer Integration in Luxemburg unterstützen soll. In dem Zentrum mit Sitz in der hauptstädtischen Montée de Clausen belegen dem Verein zufolge jährlich 10.000 Menschen unterschiedlicher Nationalitäten Sprachkurse, sollen psychologischen, rechtlichen oder sozialen Beistand erhalten oder verschiedenen kreativen Aktivitäten nachgehen können. Anfang des Jahres geriet CASA vor allem wegen kurzfristiger Kündigungen von Angestellten und Unregelmäßigkeiten bei der Verwaltung der Arbeitsstunden sowie Urlaubstage in die Schlagzeilen.
In Bezug auf die Vorwürfe gegen CASA meinte sie: „Ich kann nur sagen, dass wir alles, was in der Konvention definiert ist, auch gesehen haben.“ Sollte sich in Zukunft jedoch zeigen, dass das Vertrauensverhältnis durch verschiedene Umstände beeinträchtigt sei, müsse man die Situation neu bewerten. „Wir sind natürlich dazu bereit, das zu tun, wenn wissentlich Fehler passiert sind.“ Sie betonte aber gleich, dass der Gemeinde Derartiges bislang nicht mitgeteilt worden sei. Und meinte abschließend: „CASA ist präsent im sozialen Leben dieser Stadt, zum Beispiel beim Nationalfeiertag. Ich habe bislang noch von keinem gehört, der das nicht als richtig empfunden hätte.“ Die Aufzeichnung der Ratssitzung gibt es unter vdl.lu.
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