Im Minutentakt bebt es zwischen den Vulkaninseln Santorini und Amorgos in der Ägäis. Die Bevölkerung ist angehalten, ins Freie zu gehen und sich von kleinen Häfen fernzuhalten. Die Schulen bleiben zu. Katastrophenschutzeinheiten bereiten sich auf das Schlimmste vor.
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Ein neues Erdbeben hat sich am Dienstagmorgen um 4.46 Uhr in der Region zwischen den Kykladeninseln Santorini und Amorgos ereignet. Es erreichte eine Stärke von 4,9 auf der Richterskala, das Epizentrum lag 21 Kilometer von Amorgos entfernt im Meer. Das teilte das Geodynamische Institut Griechenlands in Athen mit. 4,9 ist die höchste in den letzten drei Tagen gemessene Magnitude.
Seit Tagen bebt es zwischen den Vulkaninseln Santorin und Amorgos in der Ägäis heftig. Die Schulen auf den Inseln sowie auf Anafi bleiben noch bis mindestens Freitag dieser Woche geschlossen. Denn Seismologen befürchten, dass ein schweres Hauptbeben erst noch bevorsteht. Auch Vulkanausbrüche und Tsunamis sind nicht ausgeschlossen. Die Regierung in Athe nhat am Dienstagmorgen eine Dringlichkeitssitzung einberufen, um die die seismischen und vulkanischen Aktivitäten zu beraten, die in der Caldera-Region registriert wurden. Videoaufnahmen zeigen, wie fallendes Geröll an den Steilhängen der vulkanischen Insel Staubwolken aufsteigen lässt.
Santorini zählt etwa 16 000 Einwohner und die sind sich durchaus gewöhnt, dass die Erde bebt. Einige der älteren Einwohner erinnern sich noch an die schweren Beben von 1956, bei denen Dutzende von Menschen ums Leben kamen. Auch Tsunamis gab es damals. Doch so viele Beben innerhalb weniger Tage, wie aktuell der Fall ist, sind ungewöhnlich.
Rund 9000 Einwohner haben laut griechischen Medien Santorini bereits verlassen. Die Menschen versuchen Tickets für Fähren nach Athen oder auf andere Inseln zu ergattern. Die griechische Fluggesellschaft Aegean flog am Montag auf Geheiss des Ministeriums für Bürgerschutz Extraflüge, um Touristen und Einwohner in Sicherheit zu bringen. Auch für den Dienstag sind zahlreiche Sonderflüge angesetzt.
Wer nicht flieht, übernachtet vorsichtshalber im Freien oder in seinem Auto. Katastrophenschutzeinheiten sind auf die Insel beordert worden. Laut dem Sender ERT bereitet sich auch das Militär auf einen allfälligen Einsatz vor. Die staatliche Elektrizitätsgesellschaft hat grosse Generatoren auf die Insel transportieren lassen, die im Notfall Strom liefern können. Der Evakuierungsplan für Santorin sehe eine umfassende Koordinierung vor, bei der die örtlichen Behörden daran arbeiten, die Menschen sicher in Notunterkünfte zu bringen, heisst es.
Derweil rätseln die Wissenschafter, was es mit der Erdbebenserie auf sich hat. Die Geologie-Professorin Evi Nomikou sagte dem griechischen TV-Sender Skai: «Noch nie haben wir ein Phänomen so vieler Erdbeben binnen so kurzer Zeit registriert.» Einige befürchten, dass ein Hauptbeben mit einer Magnitude von 6 oder mehr noch bevorsteht. Auch könnte durch das anhaltende Beben der Unterwasservulkan Kolumbo, der sieben Kilometer nordöstlich der Insel liegt, aktiviert werden. Bei der gewaltigen Eruption im Jahr 1650 kam es zu riesigen Schäden im gesamten östlichen Mittelmeerraum.
Efthymios Lekkas, Chef der Behörde für Erdbebenschutz, glaubt dennoch nicht, dass es zur Katastrophe kommt. Im staatlichen Rundfunk ERT sagte Lekkas, er hoffe, dass sich die aufgestaute seismische Energie in einem Beben der Stärke bis 5,5 entladen werde und danach Ruhe in der Region einkehre. Sichere Prognosen seien derzeit allerdings nicht möglich.
Der Professor für Naturkatastrophen, Kostas Synolakis, sagte gegenüber dem privaten TV-Sender Skai: «Wir können kein Szenario ausschliessen. Ich persönlich würde mich besser fühlen, wenn die Erdbeben bei der Stärke 4 auf der Richterskala aufhören.»