Einer der ungewöhnlichsten Wahlkämpfe der amerikanischen Geschichte ist zu Ende. Donald Trump wird der 47. Präsident der USA und führt seine Partei auch bei den Kongresswahlen zu einem Triumph. Hier finden Sie laufend aktualisierte Ergebnisse.
Das Wichtigste in Kürze
- Die letzte grosse Entscheidung ist gefallen: Auch das Repräsentantenhaus wird 2025 in republikanischer Hand sein. Laut den vorläufigen Wahlergebnissen kommt die Partei des künftigen Präsidenten Donald Trump auf mindestens 220 der 435 Sitze in der grossen Kammer des amerikanischen Kongresses, die Demokraten auf höchstens 215. Ein Mandat ist noch unentschieden. Das Gesamtresultat ist fast gleich wie bei den letzten Wahlen, und dei Republikaner können ihre seit 2023 bestehende knappe Mehrheit halten. Dank einem Sieg bei den gleichzeitigen Senatswahlen werden sie erstmals seit sechs Jahren beide Häuser des Kongresses dominieren.
- Donald Trump kehrt zurück an die Macht: Aus dem Wahlkampf um die amerikanische Präsidentschaft geht der Republikaner als triumphaler Sieger hervor. Seine Gegnerin, die Demokratin Kamala Harris, eroberte keinen einzigen der sieben Swing States. Trump gewann 31 Staaten vor allem im Süden und Mittleren Westen, Harris 19 Staaten primär im Nordosten und an der Westküste. Das Schlussresultat lautet 312 zu 226 Elektoren. Damit liegt Trump leicht über seinem Resultat von 2016, aber unter dem Durchschnitt der letzten Jahrzehnte.
- Die Entscheidung fiel schneller als erwartet. In der Wahlnacht deutete sich ein Sieg Trumps früh an. Auffallend schnell wurde Trump in Florida als Sieger ausgerufen. Früher war dies ein Swing State, wo sich die Auszählung lange hinziehen konnte. Aber Florida rückte in den letzten Jahren immer weiter ins republikanische Lager, nicht nur wegen Trumps Heimvorteil. Der Republikaner gewann dort nun mit 13 Prozentpunkten Vorsprung. Ein frühes Warnzeichen für die Demokraten war auch, dass Harris in ihrer Hochburg Virginia nach Schliessung der Wahllokale nicht sofort als Gewinnerin feststand. Danach räumte Trump einen Swing State nach dem anderen ab – zunächst North Carolina und Georgia, kurz nach 8 Uhr mitteleuropäischer Zeit auch Pennsylvania. Damit war die Entscheidung gefallen, Trump stand als nächster Präsident fest. Seinen Triumph vervollständigte er Stunden später noch mit Erfolgen in Wisconsin und Michigan
- Erst am Wochenende nach der Wahl stand Trumps Sieg in den letzten beiden Swing States fest. Nevada ist der einzige Staat, den der republikanische Präsidentschaftskandidat zusätzlich zu den schon bei seinem ersten Wahlsieg 2016 gewonnenen Staaten erobern konnte. Nevada hatte zuvor zwanzig Jahre lang nie mehr einen Republikaner zum Präsidenten gewählt. Nach langen Auszählungen wurde Trump auch in Arizona zum Sieger erklärt und holte dort die letzten elf Elektorenstimmen. Er nahm damit Revanche für seine Niederlage von 2020, als er in Arizona verlor und dieser Staat erstmals seit Jahrzehnten einen Demokraten wählte.
- Trump hat sich gegenüber 2020 markant verbessert, und dies sowohl in städtischen wie auch vorstädtischen und ländlichen Gebieten. Er legte laut Wählerbefragungen insbesondere bei Latinos, schwarzen Männern und jungen Wählern sehr stark zu. Ein «Frauen-Effekt» zugunsten von Harris blieb aus.
- Die Demokraten haben nach vier Jahren ihre Mehrheit im Senat verloren. Die Niederlage war erwartet worden, fiel nun aber mit vier Sitzverlusten deutlich aus. Drei demokratische Langzeit-Senatoren wurden abgewählt. Im Senat verfügen die Republikaner künftig über eine Mehrheit von 53 zu 47 Sitzen. Dies wird dem künftigen Präsidenten Trump das Regieren erleichtern, da Ernennungen von Regierungsbeamten und Richtern vom Senat bestätigt werden müssen.
- Die Wahlbeteiligung ist gegenüber 2020 gesunken, was zur Niederlage der Demokraten beigetragen haben dürfte.
Der Kampf um das amerikanische Präsidentenamt war 2024 von ungewöhnlichen Ereignissen geprägt. Erstmals seit gut 130 Jahren trat eine der beiden Grossparteien mit einem ehemaligen Präsidenten wieder an. Der mehrfach verurteilte und wegen der versuchten Torpedierung des Wahlresultats von 2020 angeklagte Republikaner Donald Trump hatte von Beginn weg gute Chancen auf eine Rückkehr ins Weisse Haus. Aber auch die Demokratische Partei wurde von Turbulenzen erschüttert. Präsident Joe Biden musste unter dem Druck der Parteielite seine Kandidatur aufgeben und machte Vizepräsidentin Kamala Harris Platz. Nie zuvor in der amerikanischen Geschichte hat eine Partei ihren Kandidaten so kurz vor der Wahl ausgetauscht.
Harris übernahm rasch die Führung in den nationalen Umfragen, fiel aber im Oktober in wichtigen Staaten etwas zurück, bevor sie sich Anfang November wieder verbesserte. Eine verlässliche Prognose war angesichts der Umfrage-Fehlermargen bis zuletzt nicht möglich. Mathematische Modelle wie jenes der Analyseplattform FiveThirtyEight sahen Trump und Harris gleichauf. Inzwischen ist klar, dass die Umfragen verzerrt waren.
Entscheidend ist im amerikanischen Wahlsystem nicht das Stimmenmehr, sondern das Resultat im Electoral College (Wahlleute-Kollegium). Dieses Kollegium wird aufgrund der Resultate in den einzelnen Staaten gebildet und nimmt gemäss der Verfassung später die eigentliche Wahl des Präsidenten vor. 2016 gewann Trump eine Elektoren-Mehrheit, aber keine Stimmenmehrheit. Diesmal hat er auch diese symbolisch wichtige Hürde übersprungen. Er ist damit der erste Republikaner seit 20 Jahren, der ein Volksmehr gewinnt. Wegen der langwierigen Auszählung von Briefstimmen wird das genaue Endresultat beim «popular vote» erst im Dezember vorliegen. Trump dürfte aber auf rund 50 Prozent kommen, Harris auf gut 48 Prozent.
Nur eine kleine Zahl der amerikanischen Teilstaaten war in diesem Jahr hart umkämpft. Sieben Swing States, denen ein Wechsel von einer Partei zur anderen zugetraut wurde, standen im Zentrum. Im Nordosten kam Pennsylvania, Michigan und Wisconsin hohe Bedeutung zu. Die Demokraten hofften vergeblich, dass dieses Trio wie 2020 eine «blaue Mauer» bilden würde.
Die Chancen Trumps auf den Gesamtsieg verbesserten sich im Laufe der Wahlnacht markant durch frühe Siege in den beiden Swing States des Südostens, North Carolina und Georgia. Diese Konstellation bedeutete, dass Harris aus mathematischen Gründen ohne einen Sieg in Pennsylvania nicht mehr Präsidentin werden konnte. Schon vor vier Jahren hatte sich Pennsylvania als Schlüsselstaat entpuppt; damals aber stand das Resultat nach langwierigen Auszählungen erst vier Tage nach der Wahl fest. Diesmal fiel die Entscheidung noch in der Wahlnacht, kurz vor halb neun Uhr mitteleuropäischer Zeit. Als Trump in Pennsylvania zum Sieger ausgerufen wurde, war sein Gesamtsieg klar. Einige Stunden später stand fest, dass auch die übrigen beiden Staaten der «blauen Mauer» umgekippt waren: Wisconsin und Michigan.
In den letzten beiden Staaten, Arizona und Nevada, dauerte die Auszählung tagelang. Erst gut drei Tage nach der Wahl wurde Trump in Nevada zum Sieger erklärt, einen Tag später auch im benachbarten Arizona. Harris hat somit keinen einzigen der sieben Swing States errungen. Dies lässt das Ausmass der demokratischen Niederlage erkennen. Die untenstehende Grafik zeigt, wie fundamental sich das Kräfteverhältnis in den amerikanischen Swing States verschoben hat.
Wählerbefragungen geben Aufschlüsse darüber, wie der republikanische Erfolg erklärbar ist. Die Demokraten haben bei wichtigen Wählerschichten dramatisch an Rückhalt verloren. Kamala Harris kam bei Afroamerikanern nur auf einen Anteil von 83 Prozent, 8 Prozentpunkte weniger, als Joe Biden 2020 errungen hatte. Auch bei Latinos verlor Harris 8 Prozentpunkte.
Auffallend ist zudem, dass Harris bei der weiblichen Wählerschaft nicht zulegen konnte. Der von den Demokraten erhoffte Bonus dank einer Frau im Präsidentschaftsrennen traf somit nicht ein. Weisse Frauen stimmten sogar mehrheitlich gegen Harris. Ein wichtiger Faktor war ferner, dass jüngere Wählerschichten sich nicht mehr klar für das demokratische Lager entschieden. Die unter 45-Jährigen votierten laut Wählerbefragungen zu 51 Prozent für die Demokraten– 6 Prozentpunkte weniger als 2020.
Im Senat besassen die Demokraten bisher eine hauchdünne Mehrheit von 51 Sitzen gegenüber 49 Republikanern. Bereits vor der Wahl zeichnete sich ab, dass sie diese Mehrheit verlieren würden.
Zur Wahl standen zwar nur 34 der 100 Sitze, da der Senat sich alle zwei Jahre jeweils nur zu einem Drittel erneuert. Aber der Sitz des langjährigen Senators Joe Manchin aus dem konservativen West Virginia wird an die Republikaner gehen, wie sich in der Wahlnacht bestätigte. Die Demokraten verloren zudem je einen Senatssitz in Ohio, Montana und Pennsylvania, wo die bisherigen Amtsinhaber nach je 18 Jahren im Amt abgewählt wurden.
Künftig kommen die Republikaner auf eine Mehrheit von 53 zu 47 Sitzen. Es fehlt ihnen jedoch das qualifizierte Mehr von 60 Sitzen (Filibuster-sichere Mehrheit), das für die Verabschiedung der meisten Gesetze notwendig ist.
Die grosse Kammer des Kongresses wird wie bis anhin unter republikanischer Kontrolle stehen. Die Partei stellt seit 2023 eine knappe Mehrheit, die es ihr und ihrem Speaker Mike Johnson ermöglichte, Gesetzesvorstösse der Regierung Biden nach Belieben zu blockieren. Vergeblich hofften die Demokraten, die Machtverhältnisse umkehren zu können. Künftig wird das republikanisch kontrollierte Repräsentantenhaus eine wichtige Stütze des neuen Präsidenten Trump sein. Die republikanische Mehrheit wird aber weiterhin prekär sein.
Das vorläufige Ergebnis lautet 220 zu 214 Sitzen in der 435-köpfigen Kammer. Gut drei Wochen nach der Wahl ist die Entscheidung bei einem Mandat noch offen. Die genaue Sitzzahl wird erst Anfang Dezember feststehen.
Die Auszählungen deuten auf ein wahrscheinliches Schlussergebnis von 220 zu 215 hin. Allerdings wird diese geringe republikanische Mehrheit bald noch knapper, da Trump zwei Mitglieder des Repräsentantenhauses in die Regierung berufen will und ein weiterer Republikaner sein Mandat nicht antritt. Die drei Sitze werden damit bis zur Abhaltung einer Nachwahl monatelang vakant sein.
Die folgende Grafik illustriert, welche Machtverhältnisse in den vergangenen Jahrzehnten herrschten. Dass eine Partei neben dem Weissen Haus auch beide Kongresskammern kontrollierte, wie das unter Biden und Trump anfangs der Fall war, kam nur relativ selten vor. Mehr als doppelt so häufig teilten sich die Parteien die Macht («divided government»). Dieser Zustand könnte auch nach den Zwischenwahlen 2026 erneut den Alltag in Washington bestimmen.
In den USA sind schätzungsweise 245 Millionen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger wahlberechtigt. Um sich an der Wahl zu beteiligen, ist jedoch eine Registrierung nötig. Längst nicht alle Berechtigten kümmern sich um diese Formalität. In den letzten Jahrzehnten lag die Wahlbeteiligung meist unterhalb von 60 Prozent. Aber wegen der enormen Polarisierung des Landes und der im Wahlkampf geweckten Emotionen erreichte die Beteiligung vor vier Jahren mit knapp 67 Prozent den höchsten Wert seit Beginn des 20. Jahrhunderts.
Dieser Spitzenwert wurde 2024 nicht mehr erreicht. Der meistzitierte Experte zu dieser Frage, der Politologe Michael McDonald, hat eine Wahlbeteiligung von knapp 64 Prozent errechnet. Somit beteiligten sich rund sieben Millionen Wahlberechtigte weniger als 2020 an dem Urnengang. Das entspricht ungefähr dem Verlust an Stimmen, den Kamala Harris im Vergleich zu Joe Biden erlitt.
Es handelt sich allerdings immer noch um eine ungewöhnlich hohe Beteiligung – die zweithöchste der letzten 60 Jahre. Im Unterschied zu früher nutzten nun auch viele Republikaner die Möglichkeit der vorgezogenen Stimmabgabe, eine Methode, die Trump vor vier Jahren noch kritisiert hatte und nun teilweise empfahl. Bis zum Sonntag vor der Wahl hatte bereits fast die Hälfte aller registrierten Wähler ihre Stimme abgegeben.
Das Duell zwischen Donald Trump und Kamala Harris war nicht nur eine Entscheidung über die künftige Machtverteilung zwischen den beiden amerikanischen Grossparteien, sondern auch darüber, ob die USA erstmals eine Frau im Präsidentenamt erhalten würden. Die Demokratin Hillary Clinton hatte die Wahl vor acht Jahren verloren, nun erlitt ihre Parteifreundin Kamala Harris dasselbe Schicksal.
Aber auch bei den Kongresswahlen wurde das Abschneiden der Frauen genau beobachtet. Mit 28 Prozent ist der Frauenanteil im Kongress immer noch gering, auch im Vergleich zu Europa (der EU-Durchschnitt beträgt 33 Prozent). Daran hat sich vorerst nichts geändert.
2018 und 2020 stieg der Frauenanteil zwar kräftig an, aber bereits 2022 bremste sich diese Entwicklung ab. 2024 war im amerikanischen Kongress erneut kein «Frauenjahr». Bereits im Kandidatenfeld war der Anteil der Frauen leicht gesunken. Die Republikanische Partei nominierte nur ein Drittel so viele Frauen wie die Demokraten. Die Politologin Samantha Pettey prognostizierte bereits im Vorfeld einen stagnierenden Frauenanteil. Die Wahlergebnisse bestätigen diese Prognose; der Anteil wird bei 28 Prozent verharren. Die Zahl der weiblichen Kongressmitglieder nahm sogar um einen Sitz ab, der erste Rückgang seit den siebziger Jahren. Bemerkenswert ist, dass mit Sarah McBride aus Delaware erstmals eine Transgender-Frau ins Repräsentantenhaus einziehen wird.
Im Schatten der Präsidentschaftswahl wurde in elf Teilstaaten auch das Amt des Gouverneurs neu besetzt. Diese Posten sind ebenfalls sehr wichtig, da die Gouverneure starken Einfluss auf gliedstaatliche Bestimmungen nehmen. Nicht selten dient das Gouverneursamt zudem als Sprungbrett für nationale Karrieren. Seit 2011 besitzen die Republikaner ununterbrochen eine knappe Mehrheit unter den Regierungschefs der 50 Gliedstaaten – derzeit mit 27 Gouverneuren gegenüber 23 der Demokraten. An diesem Kräfteverhältnis wird sich nun nichts ändern, wie nach Entscheidung aller elf Gouverneurswahlen feststeht.
Abgesehen von den Wahlen kamen am 5. November in verschiedenen Gliedstaaten auch fast 150 Sachvorlagen zur Abstimmung. Anlass waren entsprechende Volksinitiativen oder Beschlüsse gliedstaatlicher Parlamente. Einige Themen finden auch starke nationale Beachtung:
- Abtreibung: In zehn Staaten wurde über das Abtreibungsrecht abgestimmt. Überall ging es darum, das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch in der gliedstaatlichen Verfassung zu verankern oder nicht – eine Reaktion auf die Aufhebung des liberalen bundesstaatlichen Abtreibungsrechts durch das Oberste Gericht vor zwei Jahren. Die meisten Vorlagen strebten an, Abtreibungen bis zur 24. Schwangerschaftswoche zu erlauben. Die Befürworter des Rechts auf Abtreibung siegten in sieben Staaten und unterlagen in dreien, unter anderem in Florida. In Nebraska wurde zugleich ein Verbot von Abtreibungen nach der 12. Schwangerschaftswoche in der Verfassung verankert.
- Wahlsystem: Mehrere Staaten entschieden über eine Änderung der Regeln für ihre Primärwahlen; fast alle wurden abgelehnt. Zudem wurde in acht Staaten über Verfassungsänderungen abgestimmt, gemäss denen die Behörden keine Ausländer an Lokalwahlen teilnehmen lassen dürfen. Sie wurden überall angenommen. Allerdings handelt es sich eher um eine theoretische Frage, weil ein lokales Ausländerstimmrecht fast nirgendwo existiert.
- Cannabis: Drei Staaten entschieden über eine Liberalisierung des Marihuanakonsums. Dieser ist derzeit in knapp der Hälfte der amerikanischen Gliedstaaten legal. Die drei Vorlagen wurden alle abgelehnt. Am meisten Aufmerksamkeit erhielt die entsprechende Volksinitiative in Florida. Sie war von der republikanischen Führung dieses Staates bekämpft worden, erhielt aber Unterstützung vom Präsidentschaftskandidaten Donald Trump.
Redaktion: Andreas Rüesch
Entwicklung interaktive Grafik: Nicolas Staub (Projektleitung), Alex Kräuchi, Simon Huwiler, Joana Kelén, Nikolai Thelitz
Grafik-Unterstützung: Julia Monn, Nikolai Thelitz, Cian Jochem
Illustration: Joana Kelén