WAC, Hartberg und Austria stehen im Halbfinale des ÖFB-Cups. Die Violetten entthronen Sturm in Graz, die Steirer vergeben die besten Chancen. Ranftl und Raguz treffen für Wien.
Österreichs Fußball meldete sich eindrucksvoll aus der sehr kurzen Winterpause zurück. Während ÖFB-Funktionäre weiter um Reformen und Personal streiten, lieferte das Cup-Viertelfinale weitaus unterhaltsameres Theater. Vor allem der erste von zwei nahen Vergleichen zwischen Sturm Graz und Austria Wien sorgte für Bewegung. Der Tabellenführer maß sich im Cup mit dem ersten Verfolger und kassierte eine ernüchternde 0:2-Heimniederlage. Der Cup hat aber bekanntlich eigene Gesetze, nächste Woche sieht man sich wieder, dann wartet der Liga-Alltag.
Spiele der Wiener sind jedoch weiterhin von gewissem Unmut begleitet. Warum die Anhänger zwingend vor Wiederanpfiff Leuchtraketen und bengalisches Feuer entzünden müssen, nur um ein Jubiläum zu zelebrieren, bleibt ein Rätsel. Ebenso die Frage, ob es gemeldet und erlaubt war, wie diese Gegenstände ins Stadion gerieten. Eine Geldstrafe ist die übliche Reaktion, der Lerneffekt ist jedoch auch beiden Seiten, sowohl auf den Rängen wie bei den Vereinen und Veranstaltern (Liga, Verband) nicht zu beziffern.
Der Lauf der Violetten. Die Violetten spielten frech, mutig, organisiert und hatten dabei auch das Glück des Tüchtigen. Die Grazer Titelverteidiger verjuxten (Topstürmer Biereth wurde verkauft, dafür mit Mayulu ein selten treffender Ex-Rapidler geholt) zig Chancen, oft war auch Abwehr-Doyen Aleksandar Dragovic zeitgerecht zur Stelle. Durch ihn erhielt die Wiener Verteidigung richtig Auftrieb.
Mit dem frühen Treffer, just erzielt vom Steirer Reinhold Ranftl (9.), spielte es sich freilich leichter. Sturm musste kommen und tat dies auch, nur der VAR spielte nicht mit. Ein Foul an Jatta wurde nicht geahndet, ein lupenreines Foul von Plavotic an Kiteishvili an der Strafraumgrenze wurden vom Video-Referee ebenso ausgelassen wie von Schiedsrichter Jäger. Dass dann „Joker“ Marko Raguz mit seinem ersten Pflichtspieltreffer seit drei Jahren die Entscheidung zum 2:0 erzielte, glich einem Märchen.
Austria-Trainer Stefan Helm hat es geschafft, jede Skepsis ins Abseits zu rücken, es reift eine neue Spielkultur (5-3-2-System) in Favoriten. Die Cup-Chance lebt, in der Liga ist das Weiterwirken in der Meistergruppe greifbar. Man müsste sich als Violetter die Augen reiben, freilich sorgen die Debatten um Sportvorstand Jürgen Werner (soll für acht Millionen Euro ausgekauft werden) oder die mit dem Stadionverkauf an die Stadt Wien getilgten Schulden dafür, dass man nicht „abhebt“. Erstmals seit neun Jahren ist FAK wieder im Cup-Semifinale, zuletzt gewann man 2009 die Trophäe, die in der Gegenwart wertvoller ist denn je – sie sichert das Europacup-Ticket. Der Frust der Grazer war enorm. Es gab zig gelbe Karten, es ist die erste Cupniederlage seit August 2021.