Die Zwischenzeit im Winter ist vielversprechend, jetzt nur nicht einfädeln, sondern den Lauf sicher ins Ziel bringen.
Die Rosen im Volksgarten sind dicker eingepackt als ich, das war bisher umgekehrt. Es ist schon Zwischenzeit im Winter, mehr noch, jetzt fehlt nur noch der Slalom im Steilstück, aber ob man dann im Ziel noch führt, tja, fraglich. Auch wenn nicht Hundertstelsekunden über Sieger und Verlierer entscheiden, sind Zwischenzeiten trügerisch. Im Moment auf jeden Fall ist alles im grünen Bereich. Was die Schule betrifft, sagt man sich: Das war doch erst das erste Semester, da ist noch alles drin.
Die Stadt erholt sich gerade von den Touristen. Auch im Februar werden die großen Reisen woandershin gemacht. Wer da ist, ist krank oder eislaufen, aber spaziert nicht durch die Gassen und macht Selfies. Es ist ehrlicher als sonst. In der Sonne sehen sogar die Schaufensterpuppen alt aus.
Das Schicksal hat es gut mit ihr gemeint
Das Marzipanschwein von Silvester ist steinhart geworden, die anderen Glücksbringer in irgendwelchen Laden verschwunden. Das Schicksal meint es nicht gut mit ihnen. Mit ihr schon, meint eine Freundin, die Geburtstag feiert. Einen von denen, an denen man nachdenkt über das, was war und was vielleicht noch kommt.
Ein Wegbegleiter hat ihr ein altes Foto mitgebracht. Es ist ihm zufällig in die Hände gefallen, als er in einer Kiste nach etwas anderem suchte. Die Menschen auf den Fotos haben Dauerwellen und Mèchen, speckige Lederjacken und pludrige Jeans an. Es sieht wie ein Scherz aus. Die schrecklichsten Fotos von früher rühren einen am meisten. Weil sie so unverstellt sind und weil man sich erinnert, wie sehr man sich selbst nicht gefallen hat. Wie schwer man es sich gemacht hat.
Die traurige Generation hat die schönsten Fotos
Wir sind die traurige Generation mit den schönsten Fotos, heißt eines der Mottos auf Instagram, wo junge Menschen selbstkritisch ihre Fotoinszenierungen hinterfragen. Nun, wir sind die mit den wenigen Fotos und kreativen Erinnerungen. Kann ja niemand mehr das Gegenteil beweisen. Nur so ist der Ruf der 80er-Jahre zu erklären. Der ganze Spaß, alles maßlos übertrieben.
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