Keine Frage, der Skandal um den Betrug bei der Caritas hat das Jahr in Luxemburg auch sprachlich geprägt. So ist das Luxemburger „Wuert vum Joer“ 2024 der „Presidententrick“. Auf den zweiten Platz kommt die „Caritas-Affär“. Auf den Plätzen drei bis fünf folgen „Heescheverbuet“, „Rietsruck“ sowie „Grenzkontrollen“.
Von Mitte November bis Anfang Dezember hatte das „Zenter fir d’Lëtzebuerger Sprooch“ (ZLS), das bereits zum fünften Mal nach dem „Wuert vum Joer“ fragte, zusammen mit dem Radio 100,7, RTL, dem Luxemburger Wort und dem Tageblatt dazu aufgerufen, Vorschläge zu unterbreiten. Rund 420 Einreichungen gingen insgesamt ein, sodass schlussendlich etwa 250 verschiedene Worte beim ZLS in die Liste zum „Wuert vum Joer“ aufgenommen wurden. Aus dieser langen Reihe stellte das ZLS eine Shortlist aus 20 Begriffen zusammen, aus denen die Jury bestehend aus Vertretern des ZLS, der verschiedenen Partnermedien sowie des Kommissars für die Luxemburger Sprache, Pierre Reding, und der Präsidentin des „Conseil fir d’Lëtzebuerger Sprooch“, Myriam Welschbillig, in zwei Wahlgängen die Gewinner ermittelte.
Die 61 Millionen verschwundenen Euro bei der Caritas und die vielfachen Folgen der weiterhin nicht aufgeklärten Affäre bedeuteten für das Großherzogtum ein Jamais-vu – und verschafften einem Wort zu landesweiter Bekanntheit, das sich mit Windeseile in unseren Sprachgebrauch katapultierte: der „Presidententrick“. Bis zum Caritas-Skandal war der „Presidententrick“ ein nicht allen geläufiger Begriff. Inzwischen wissen die meisten, dass es bei dieser Betrugsmasche darum geht, mit Täuschungen eine Person dazu zu bringen, unerlaubte Überweisungen zu tätigen. Auch das Wort „Presidentebedruch“ wurde mehrmals genannt. Wegen der originelleren Zusammensetzung mit dem „Trick“ wurde aber diese Variante zurückbehalten. Zudem scheint diese Wortzusammensetzung typisch luxemburgisch zu sein. So spricht man im Deutschen beispielsweise eher von einer „Fake-President-Masche“ oder etwas profaner von einem „Überweisungsbetrug“.
1. Presidententrick
2. Caritas-Affär
3. Heescheverbuet
4. Rietsruck
5. Grenzkontrollen
Als Wort des Jahres 2024 tritt der „Presidententrick“ damit die Nachfolge an von „KI“, das „Wuert vum Joer“ 2023 wurde, dem „Ukrainkrich“ (2022), „boosteren“ (2021) und „Corona“ (2020).
Ohne „Presidententrick“ wäre es wohl nicht zur „Caritas-Affär“ gekommen – aber ohne „Caritas-Affär“ hätte es der „Presidententrick“ sicher nicht zum Wort des Jahres geschafft. So kann es kaum verwundern, dass die „Caritas-Affär“, die das Jahr in Luxemburg maßgeblich prägte, auf den zweiten Platz kam.
„Heescheverbuet“ und „Rietsruck“
Auf dem dritten Rang folgt mit dem „Heescheverbuet“ ein Wort, das es bereits im vergangenen Jahr in die Top 10 geschafft hatte, da es schon Ende 2023 Thema in Luxemburg war. Das Wort „Rietsruck“, das auf Platz vier landete, ist kein neues Wort, bekam aber vor allem wegen der Europawahlen und nicht zuletzt durch den Regierungswechsel in Luxemburg Ende 2023 neuen Aufwind im luxemburgischen Sprachgebrauch. Auf Rang fünf komplettieren die „Grenzkontrollen“ die Liste zum „Wuert vum Joer“ 2024. Während „Rietsruck“ auf der Liste jener Wörter steht, die in den „Lëtzebuerger Online Dictionnaire“ (LOD) aufgenommen werden dürften, sind die „Grenzkontrollen“ dort schon vermerkt.
Auffällig fand das ZLS in seiner Analyse, dass es sich bei den Top-fünf-Worten 2024 ausschließlich um Wortzusammensetzungen handelt, die sich besonders eignen, um neue Wörter zu bilden.
Auffällig darüber hinaus ist, dass die Top five 2024 mit „Presidententrick“, „Caritas-Affär“, „Heescheverbuet“, „Rietsruck“ und „Grenzkontrollen“ nur aus negativ konnotierten Worten besteht. Doch vielleicht hatten die ersten fünf Wörter des Vorjahres bereits einen Hinweis geliefert, der möglicherweise nicht von allen richtig gedeutet wurde. So fand sich 2023 in der Top-fünf-Liste, die von „KI“ angeführt wurde, auch eine Neuschöpfung: die vom „neie Luc“.