In der Neujahrsnacht hat in New Orleans ein Mann vierzehn Personen getötet. Am frühen Morgen fuhr er einen Pick-up mitten in die Feiernden im Ausgehviertel und schoss um sich. Was bis jetzt über das Attentat bekannt ist.
Die neuesten Entwicklungen
- Der Attentäter von New Orleans hat die Stadt mindestens zweimal vor dem Anschlag an Neujahr besucht. Das gab das FBI auf einer Pressekonferenz am Sonntag (5. 1.) bekannt. Er sei einmal im Oktober und dann noch mal im November dort gewesen, so die Ermittler. Während seines mindestens zweitägigen Aufenthalts im Oktober sei der Täter mit einem Fahrrad durch das French Quarter gefahren und habe Videos mit einer Smartbrille aufgenommen. Eine solche Brille ist unauffällig, weil sie aussieht wie eine normale – der Träger aber freihändig Bilder machen kann. Der Attentäter soll die Brille auch während des Anschlags in der Bourbon Street getragen haben, habe sie aber nicht aktiviert, um etwa Live-Aufnahmen damit zu machen.
- Das FBI hat die Zahl der Todesopfer bei dem Attentat von New Orleans nach unten korrigiert. 14 Personen seien durch die Attacke ums Leben gekommen, teilte das FBI bei einer Pressekonferenz in New Orleans am Donnerstag (2. 1.) mit. Hinzu komme der Täter, der bei der Attacke erschossen worden sei. Zuvor hatte die Behörde von 15 Todesopfern gesprochen, die durch den Attentäter ihr Leben verloren hätten.
- Laut Angaben der Ermittler gibt es momentan keinen Zusammenhang zwischen der Amokfahrt in New Orleans und der Explosion eines Tesla-Cybertrucks in Las Vegas. Das teilte das FBI am Donnerstag (2. 1.) an einer Pressekonferenz mit. Die Ermittler gehen nicht mehr davon aus, dass der Täter einen Komplizen hatte.
- Zum Zeitpunkt der Amokfahrt in New Orleans gab es möglicherweise eine Sicherheitslücke. Die Poller, die normalerweise bei Grossereignissen die Durchfahrt im Ausgehviertel French Quarter versperren, standen laut Polizeiangaben in der Silvesternacht nicht im Einsatz. Sie sollten in Vorbereitung auf den Super Bowl in New Orleans Anfang Februar ausgetauscht werden.
- Laut eigenen Aussagen war der Attentäter von der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) zu seinem Angriff bewogen worden. Das habe er nur wenige Stunden vor der tödlichen Attacke in Videos mitgeteilt, die in sozialen Netzwerken gepostet worden seien, teilte der amerikanische Präsident Joe Biden unter Berufung auf Informationen des FBI mit.
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Was ist passiert?
In den frühen Morgenstunden des Neujahrstages (Ortszeit) raste ein Amokfahrer im Ausgehviertel French Quarter in New Orleans in eine Menschenmenge. Laut Behörden wurden mindestens 14 Personen sowie der Täter getötet und 35 weitere verletzt.
Die «New York Times» berichtete von einem Ford-Pick-up, der um 3 Uhr 15 mit hoher Geschwindigkeit auf der Bourbon Street in die Menge gelenkt worden sei, nachdem er mehrere Absperrungen umfahren habe. Anschliessend sei der Fahrer ausgestiegen, habe um sich geschossen und dabei auch zwei Polizisten verletzt, die das Feuer erwidert hätten. Bei dieser Schiesserei wurde der Täter getötet. Zwei der Beamten wurden verletzt, sind aber in stabilem Zustand, wie es weiter hiess.
Etwa 400 Beamte waren zum Zeitpunkt des Vorfalls im French Quarter im Einsatz. Die Polizei liess zahlreiche Restaurants und Bars an der Bourbon Street räumen und sperrte die Hauptstrasse des Viertels weiträumig ab.
Die Tat ereignete sich an der Kreuzung der Canal Street und der Bourbon Street, der beiden Hauptstrassen des French Quarter, wo zahlreiche Feiernde in den vielen Bars, Restaurants und Klubs unterwegs waren. Gegenwärtig gibt es in New Orleans besonders viele Besucher und Touristen, weil diese Woche gleich mehrere Grossveranstaltungen in der Südstaatenmetropole stattfinden.
Was ist über die Opfer bekannt?
Mindestens 14 Personen sind durch die Attacke ums Leben gekommen. Laut der Polizeichefin von New Orleans, Anne Kirkpatrick, handelt es sich bei den Opfern mehrheitlich um amerikanische Bürger. Zu ihnen gehören die Mutter eines 4-jährigen Kindes, ein New Yorker Finanzangestellter, ein Sportstudent, der über die Feiertage zu Hause war, sowie eine 18-jährige angehende Krankenschwester aus Mississippi. Ausserdem teilte das israelische Aussenministerium mit, dass sich unter den Verletzten zwei israelische Bürger befänden.
Was ist über den mutmasslichen Täter bekannt?
Laut FBI handelt es sich bei dem Täter um einen 42-jährigen in Texas geborenen amerikanischen Staatsbürger namens Shamsud-Din Bahar Jabbar. Er wurde laut einem Bericht der «New York Times» in Beaumont im Gliedstaat Texas geboren und wuchs dort auf. Während insgesamt dreizehn Jahren diente er in der amerikanischen Armee in den Bereichen Informationstechnologie und Human Resources. In dieser Funktion war er auch in Afghanistan stationiert. Später war er im Immobilienhandel tätig.
Laut Scheidungsunterlagen des Verdächtigen aus dem Jahr 2022 arbeitete er damals bei der Beratungsfirma Deloitte und verdiente 120 000 Dollar im Jahr. In E-Mails soll er über finanzielle Probleme und Schulden geklagt haben. Jabbar soll mehrmals wegen kleinerer Vergehen mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sein.
Gibt es einen Bezug zur Terrormiliz IS?
Laut eigenen Aussagen war der Attentäter von der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) zu seinem Angriff bewogen worden. Das habe er nur wenige Stunden vor der tödlichen Attacke in Videos mitgeteilt, die in sozialen Netzwerken gepostet worden seien, teilte der amerikanische Präsident Joe Biden unter Berufung auf Informationen des FBI mit. Der Attentäter habe in den Aufnahmen davon gesprochen, dass er «vom Verlangen zu töten» getrieben gewesen sei, sagte Biden. Ausserdem soll der Attentäter davon gesprochen haben, dass er davon träume, der Terrormiliz IS beizutreten.
Personen aus seinem Umfeld berichteten, Jabbar habe sich in jungen Jahren zum Islam bekehrt, sich aber erst im letzten Jahr radikalisiert und ein zunehmend erratisches Verhalten an den Tag gelegt. In den Bekennervideos sprach der Attentäter laut den Angaben auch davon, dass er nach der Scheidung von seiner Frau erwogen habe, seine Familie zu töten.
Wie ist der Stand der Ermittlungen?
Nach einem anfänglichen Hin und Her sprechen inzwischen sowohl die Bürgermeisterin von New Orleans, LaToya Cantrell, wie auch das FBI von einem Terroranschlag.
Das FBI, das die Ermittlungen leitet, fand im Tatfahrzeug nebst einer zusammengerollten Flagge der Terrororganisation IS auch weitere Waffen sowie eine selbstgebastelte Nagelbombe, die entschärft werden konnte. Im Laufe der Ermittlungen stiess das FBI auf diverse improvisierte Sprengsätze im French Quarter. Auf Überwachungsvideos soll zu sehen sein, wie Jabbar die Bomben vor der Amokfahrt selbst platzierte. In seinem Auto hatte er offenbar eine Fernbedienung dabei, um sie zu zünden. Es werde derzeit geprüft, ob die Sprengsätze wirklich hätten gezündet werden können, hiess es.
Laut Angaben des FBI wurden mehrere gerichtlich genehmigte Durchsuchungen in New Orleans und weiteren Gliedstaaten durchgeführt. Details nannten die Ermittler zunächst nicht.
Gab es Sicherheitslücken in New Orleans?
Die Poller, die normalerweise bei Grossereignissen die Durchfahrt im Ausgehviertel French Quarter versperren, standen laut Polizeiangaben in der Silvesternacht nicht im Einsatz. Sie sollten in Vorbereitung auf den Super Bowl in New Orleans Anfang Februar ausgetauscht werden. Als Ersatz parkierte an der Stelle demnach ein Polizeiauto. Auch weitere Barrieren und Polizeipatrouillen seien zum Schutz der Fussgänger eingesetzt worden.
Die Möglichkeit, dass jemand das Polizeiauto umfahren könnte, sei «nichts gewesen, von dem wir annahmen, es berücksichtigen zu müssen», sagte der Polizeivorsteher des betroffenen Bezirks. Wie genau es dem Täter gelang, sein Fahrzeug an den Schutzvorkehrungen vorbei in die Menschenmenge hineinzulenken, werde untersucht.
Gibt es Hinweise auf einen Zusammenhang mit der Explosion in Las Vegas?
Laut Angaben des FBI gibt es momentan keinen Zusammenhang zwischen der Amokfahrt in New Orleans und der Explosion eines Tesla-Cybertrucks in Las Vegas. Zuvor sollen Ermittler laut Angaben der «New York Times» überprüft haben, ob ein solcher bestehe. Beide Täter hatten ihre Tatfahrzeuge laut den Angaben über dieselbe Buchungs-App, Turo, gemietet.
Gibt es Hinweise auf Komplizen?
Der Attentäter von New Orleans ist nach Angaben des FBI ein Einzeltäter gewesen. Zum jetzigen Zeitpunkt gehen die Ermittler davon aus, dass der Mann alleine gehandelt hat. Unmittelbar nach der Tat hatten die Ermittler noch nach möglichen Komplizen gesucht.
Wie reagiert die Politik?
Louisianas Gouverneur Jeff Landry nannte das Geschehen auf X eine «fürchterliche Gewalttat». Er rief dazu auf, die Umgebung des Tatorts zu meiden und für die Opfer zu beten.
A horrific act of violence took place on Bourbon Street earlier this morning.
Please join Sharon and I in praying for all the victims and first responders on scene.
I urge all near the scene to avoid the area.
— Governor Jeff Landry (@LAGovJeffLandry) January 1, 2025
Der designierte Präsident Donald Trump hatte auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social kurz nach dem Anschlag geschrieben, dass sich seine Warnung vor den eingewanderten Kriminellen bewahrheitet habe – obwohl es sich beim Täter nicht um einen Immigranten handelte.
Mit Agenturmaterial.