Der Louvre braucht Geld, um die gröbsten baulichen Mängel ausbessern zu können – und ist chronisch überfüllt, vor allem die „Mona Lisa“ zieht Besucher magnetisch an. Die Ticketpreise für Nicht-EU-Bürger werden erhöht.
Der Louvre ist zu voll, zu unübersichtlich und hat weder genügend Toiletten noch Cafés – mit dieser negativen Bestandsaufnahme hat sich die Direktorin Laurence de Cars kürzlich an das französische Kulturministerium gewandt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will nun die Restaurierung des Pariser Museums zur Chefsache erklären.
Auch mit Eintrittskarte und Zeitfenster müssen Besucher oft lange vor der Sicherheitskontrolle an der gläsernen Pyramide warten. Im Sommer fühlt es sich dort an wie im Treibhaus. Im Inneren des Museums angekommen, finden viele die Beschilderung unübersichtlich. Bis zum bekanntesten Werk, Leonardo da Vincis „Mona Lisa“, müssen lange Strecken und Treppen überwunden werden. Bänke zum Ausruhen gibt es wenige, Aufzüge sind oft kaputt. Weder die Verpflegungsangebote noch der Zustand der Toiletten entsprechen einem Museum, das ohne Ermäßigung immerhin 22 Euro Eintritt kostet.
„Garant des Langlebigen“
Macron hat zu dem eindrucksvollen Haus ein ganz besonderes Verhältnis: Als er im Mai 2017 erstmals zum Präsidenten gewählt wurde, feierte er diesen Moment im Innenhof des Louvre, den er minutenlang zu den Klängen der Europahymne durchschritt. Es war das erste Mal, dass ein frisch gewählter Präsident diesen Ort auswählte, nicht zuletzt, weil er Frankreichs Größe symbolisiert.
Dass er sich jetzt persönlich um dessen Renovierung kümmern will, hat wohl ebenfalls mit dem Symbolcharakter des Museums zu tun. „Der Präsident ist der Garant des Langlebigen“, verlautete aus seinem Umfeld. Er kümmere sich um das Großformatige, den Schutz des kulturellen Erbes und um die „Ausstrahlung Frankreichs“, so formulierte der Elysée die Antwort auf die Frage, ob eine Museumsrenovierung zur Jobbeschreibung des französischen Präsidenten gehöre.
Dabei ist Zeitpunkt für Macrons Museumsinitiative nicht überraschend: Innenpolitisch sind dem Präsidenten die Hände gebunden, weil seine Minderheitsregierung keine Reformvorhaben auf den Weg bringen kann. Auf internationaler Bühne hat er wegen der politischen Krise und der katastrophalen Haushaltslage längst das Image eines lahmen Erpels. Möglicherweise hat ihn auch die erfolgreiche Restaurierung der Pariser Kathedrale Notre-Dame und deren glamouröse Wiedereröffnung inspiriert, sich erneut einem kulturellen Ort zuzuwenden, der den „französischen Esprit“ verkörpert.
Chefin für umfassende Renovierung
Im Vorfeld wurde viel spekuliert, was Macron ankündigen könnte. Angesichts der Haushaltslage kann er kaum große Summen in Aussicht stellen. Der Elysée betonte, dass alles, was Macron plane, bereits mit der Kulturministerin und der Museumsleitung abgesprochen sei.
Museumschefin De Cars tritt schon seit geraumer Zeit für eine umfassende Renovierung ein. Immer wieder hat es in den vergangenen Jahren Wasserschäden gegeben, teils mussten Ausstellungsräume geschlossen und Sonderausstellungen verlagert werden. Sie fordert außerdem, neben der 1989 eröffneten Pyramide einen weiteren Eingang zum Museum zu schaffen, und der „Mona Lisa“ einen eigenen, besser zugänglichen Saal zu gönnen.
Verschieden hohe Eintrittspreise?
Kulturministerin Rachida Dati hat zudem eine Debatte angefacht, ob für Nicht-Europäer höhere Eintrittspreise erhoben werden sollten. In manchen Museen in den USA und in Italien gebe es bereits solche differenzierten Eintrittspreise. Im vergangenen Jahr haben fast neun Millionen Menschen den Louvre besucht, 80 Prozent von ihnen ausländische Touristen.
Der Louvre hat sich zu diesen Plänen bisher nicht geäußert. Kritik kam allerdings von den Gewerkschaften. Verschieden hohe Eintrittspreise seien „schwer umzusetzen“ und „diskriminierend“, meint Christian Galani von der Gewerkschaft CGT. „Das widerspricht dem Grundsatz des gleichen Zugangs für alle zur Kultur, den das Ministerium sich auf die Fahnen geschrieben hat“, kritisiert er. (APA/AFP)